Ein Jahr Öko-Modellregion Landkreis Göttingen: Erfolge und Ausblick

Aufbau des Netzwerkes zwischen Landwirt*innen, Verarbeiter*innen, Verbraucher*innen und Verbänden und Zusammenarbeit mit Vermarktungsstrukturen

Die Öko-Modellregion Landkreis Göttingen (ÖMR) hat im Jahr 2023 ein vielseitiges Netzwerk aufgebaut: In enger Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen (KÖN), dem Kreisbauernverband Landvolk Göttingen und dem regionalen Erzeugerverband Kostbares Südniedersachsen konnten die Kontaktdaten der ökologischen Landwirt*innen ausfindig gemacht und über den Beginn und Fortlauf des Projektes Öko-Modellregion Landkreis Göttingen informiert werden. Durch eine Online-Befragung der Landwirt*innen und die Auftaktveranstaltung der ÖMR LK Gö am 05.07.2023 wurden die aktuellen Herausforderungen und Wünsche für das Projekt ÖMR LK Gö erfasst. Vier Themenschwerpunkte lassen sich daraus ableiten:

  1. Mehr regionale Bio-Lebensmittel in der Außer-Haus-Verpflegung (AHV)
  2. Aufbau von regionalen Strukturen für die Aufbereitung und Lagerung von Bio-Getreide und Körnerleguminosen
  3. Praktikable Logistiklösung für die Zusammenarbeit von Erzeuger*innen und Weiterverbreiter*innen/ Caterern / Gastronomen
  4. Regionale Fleischverarbeitung


Zum Erreichen dieser Ziele wurden Kooperationen zu regionalen Akteur*innen des Ernährungssystems wie dem Ernährungsrat Göttingen & Südniedersachsen (ER), Naturkost Elkershausen sowie Kostbares Südniedersachsen aufgebaut. Monatliche Arbeitskreistreffen zum Thema Regionale Lebensmittelversorgung hat die ÖMR LK Gö mit dem Ernährungsrat etabliert. Die Veranstaltung „Kartoffel-Möhre-Rote Bete- Auf und Ausbau von regionalen Wertschöpfungsketten für die Außer-Haus-Verpflegung“ am 04.10.2023 wurde in Kooperation mit diesen Akteur*innen umgesetzt. Bei dieser Veranstaltung waren Erzeuger*innen, Verarbeiter*innen und Caterer eingeladen.

Im Rahmen der Kooperationen mit dem Referat für nachhaltige Stadtentwicklung Göttingen, wurde die Veranstaltung „Nachhaltige Ernährung als kommunales Handlungsfeld nachhaltiger Stadtentwicklung“ am 20.06.2023 durchgeführt. Darüber hinaus besteht enger Kontakt zum Landschaftspflegeverband Göttingen und dem Göttinger Umwelt und Naturschutzzentrum (GUNZ).

Außerdem wurde eine Veranstaltung zum Thema Logistik und Bündelung von regionalen Lebensmitteln durchgeführt, in dem das Programm „Südheide genießen“ vorgestellt wurde.

Exkursionen und Feldtage
Die aktuellen politischen Rahmenbedingungen schaffen konventionell wirtschaftenden Landwirt*innen nur wenig Anreize ihren Betrieb auf biologische Landwirtschaft umzustellen. Oftmals gibt es sogar Überlegungen zurück (von biologischer zu konventioneller Landwirtschaft) umzustellen. Der Anbau von Sonderkulturen (Linsen, Ölsaaten, Lupine, Soja etc.) kann hier eine Chance für den Ökolandbau darstellen. Für das Jahr 2024 ist daher ein Feldtag auf einem Bio-Betrieb geplant, auf dem Sonderkulturen anbaut werden.

Förderung der regionalen Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen von ökologisch produzierten Lebensmitteln
Mit dem Ziel die Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen im Landkreis zu verbessern finden regelmäßige Arbeitskreistreffen zwischen der ÖMR LK Gö, dem ER, Kostbares Südniedersachsen und Naturkost Elkershausen statt.  Aus dieser Kooperation fand die Veranstaltung „Kartoffel-Möhre-Rote Bete- Auf und Ausbau von regionalen Wertschöpfungskletten für die Außer-Haus-Verpflegung“ statt.

Zum Thema regionale Aufbereitung und Lagerung von Getreide und Körnerleguminosen wurden zwei Arbeitskreistreffen veranstaltet. Aus diesen Veranstaltungen sollte ein regelmäßiger Arbeitskreis entstehen, um nach neuen Möglichkeiten zu suchen. Aufgrund sehr geringer Teilnahme am zweiten Termin wurde beschlossen, das Thema ruhen zu lassen und ggf. zu einem späteren Zeitpunkt erneut aufzugreifen.

Die ersten Austausch-Treffen mit dem Göttinger Streuobstverein e.V. zur Wertschöpfungskette „Regionale Äpfel in der AHV“ fanden statt. Ggf. wird im laufenden Jahr gemeinsam an einem Förderantrag zu diesem Thema gearbeitet.

Ausbau der Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit
Bildung ist ein elementarer Baustein der ÖMR LK Gö. In Kooperation mit dem Regionalen Umweltbildungszentrum (RUZ) Reinhausen soll ein Bildungsprogramm für Schüler*innen konzipiert werden um Wertschätzung und den Mehrwert von bio-regionalen Lebensmitteln zu vermitteln. Für das Jahr 2024 ist ein gemeinsamer LEADER-Antrag mit dem RUZ Reinhausen geplant, um diese Bildungseinheiten umzusetzen. Außerdem soll im Jahr 2024 die Erstellung einer digitalen Erzeugerkarte in Kooperation mit dem ER und dem Referat für nachhaltige Stadtentwicklung Göttingen umgesetzt werden.

Zusammenfassung und Ausblick
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die ÖMR LK Gö im ersten Jahr den Grundstein für eine langfristige Zusammenarbeit mit lokalen Akteur*innen des Ernährungssystems und eine Steigerung des bio-regionalen Anbaus gelegt hat.

Für den Fortlauf des Projekts sind Aktionen und Veranstaltungen in Kooperation mit diesen Akteur*innen geplant. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Öffentlichkeitsarbeit gelegt, um u.a. die ÖMR LK Gö unter den Verbraucher*innen bekannter zu machen und die Nachfrage nach regionalen Bio-Lebensmitteln zu steigern.        

Generell ist allerdings festzuhalten, dass die aktuelle Marktlage schwierig ist und diese für konventionelle Landwirt*innen nur wenig Anreiz darstellt, ihren Betrieb auf Ökolandbau umzustellen. Laut den aktuellen Zahlen der LWK Niedersachsen scheinen hauptsächlich extensiv wirtschaftende Betriebe umzustellen. Inwiefern am Ende der Projektlaufzeit also eine Steigerung der ökologisch bewirtschafteten Fläche und der Anzahl der Bio-Betriebe im Landkreis Göttingen zu verzeichnen ist, bleibt abzuwarten.

Zudem stellen öffentliche Ausschreibungen in der Gemeinschaftsverpflegung eine große Herausforderung dar. Obwohl im Landkreis Göttingen ökologische Produkte produziert werden, ist es schwierig diese auch hier in der Außer-Haus-Verpflegung einzusetzen. Das liegt u.a. daran, dass das Merkmal „Bio-Regionalität“ nicht in Ausschreibungen aufgenommen werden kann. Da oftmals der günstigste Preis das Ausschlagkriterium ist, wird dann ein günstigeres nicht-regionales Bioprodukt bevorzugt. Trotz schwieriger Voraussetzungen nimmt sich die ÖMR LK Gö weiterhin diese wichtigen Thema an.

Da die Öko-Modellregion Landkreis Göttingen die jüngste Öko-Modellregion in Niedersachsen ist, besteht das Potenzial von den Erfahrungen der bereits bestehenden ÖMR zu profitieren. Regelmäßige Austauschtreffen aller ÖMR Niedersachsen sind für 2024 angedacht um ggf. auch gemeinsame Projekte durchzuführen.

 


Flyer der Öko-Modellregion

Öko-Modellregion Landkreis Göttingen

Eine Öko-Modellregion (ÖMR) hat grundsätzlich das Ziel den regionalen Anteil ökologisch wirtschaftender Betriebe auszubauen. Für uns stehen neben der landwirtschaftlichen Produktion auch die Verarbeitung und Vermarktung regionaler Erzeugnisse im Fokus. Mit dem Aufbau eines Netzwerks aus lokalen Akteur:innen des Ernährungssystems sollen Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen verbessert, die wirtschaftliche Situation der Betriebe gestärkt und gleichzeitig eine Steigerung der regionalen Wertschöpfung erreicht werden.

Das Projekt Öko-Modellregion Landkreis Göttingen ist Anfang 2023 gestartet und läuft insgesamt über drei Jahre bis Ende Oktober 2025. Es wird vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit einer jährlichen Summe von 60.000 Euro (über den gesamten Projektzeitraum 180.000 Euro) gefördert. Der Landkreis leistet einen Eigenanteil von zusätzlichen 20.000 Euro pro Jahr. In Niedersachsen gibt es außerdem noch sieben weitere Öko-Modellregionen nämlich in Landkreis Goslar, Landkreis Hameln-Pyrmont, Landkreis Holzminden, Heideregion Uelzen, Hasetal und Landkreis Oldenburg.

Im aktuellen Koalitionsvertrag der Bundesregierung wurde das Ziel von 30 % Ökolandbau bis 2030 festgelegt. Das Land Niedersachsen ist derzeit Schlusslicht bei Anzahl und Fläche der Biobetriebe im Vergleich zu anderen Bundesländern. Der „Niedersächsische Weg“ setzt bis 2025 lediglich das Ziel von 10% Ökolandbau, bzw. 15% nachfrageorientiert bis 2030.

So hat der Ökolandbau auch in der Region Göttingen nur eine geringe Bedeutung. Lediglich 7,4% der landwirtschaftlichen Nutzfläche wurde im Jahr 2020 ökologisch bewirtschaftet. Jedoch lässt sich ein positiver Trend feststellen: In den Jahren 2016-2020 gab es in der Region Göttingen einen Flächenzuwachs um 25% von knapp 4.000 ha auf 5.000 ha ökologisch bewirtschafteter Nutzfläche.

Der deutschlandweite Trend zu pflanzenbasierten Lebensmitteln und Bioprodukten ist ebenfalls in Göttingen spürbar: Im Göttinger Raum steigt die Nachfrage nach regionalen Produkten mit persönlichem Bezug wie z.B. durch Anteile einer Solidarischen Landwirtschaft oder das Mieten einer Ackerparzelle. Verbraucher:innen möchten bewusster einkaufen und wissen wo ihre Lebensmittel herkommen. Darüber hinaus hat Göttingen gute Voraussetzungen mit dem Bio-Großhändler Elkershausen GmbH als Abnehmer für Biogemüse in großen Mengen und der zentralen Lage im Drei-Länder-Eck mit Hessen und Thüringen. Diese und noch weitere Potenziale wollen wir ausschöpfen und mit dem Projekt Öko-Modellregion die ökologische und regionale Lebensmittelversorgung im Raum Göttingen voranbringen.

Wenn Sie Anregungen, Interesse an Ökolandbau haben und/oder in unseren Verteiler aufgenommen werden möchten, melden Sie sich gerne bei einem der unter genannten Kontakte.

 

Mehr regionales Bio in der Außer-Haus-Verpflegung

Durch das „Göttinger Modell für die Verpflegung in Schulen und Kitas“, welches in städtischer Hand liegt und täglich 31 Schulen und 13 Kitas mit bis zu 6000 Essen pro Tag versorgt und dem Bio-Großhändler Naturkost Elkershausen befindet sich diese ÖMR in einer guten Ausgangssituation, um den Anteil an regionalen Bio-Lebensmitteln in der AHV zu erhöhen. Dazu sollen bestehenden Kontakte genutzt und ergänzt werden.

In Zusammenarbeit mit dem Ernährungsrat Göttingen & Südniedersachsen i.G. sind weitere runde Tische geplant, bei denen Kantinen und Mensen bspw. vom Studentenwerk oder Unternehmen einbezogen werden sollen. Lücken in der Wertschätzungskette wie z.B. die Verarbeitung von Gemüse und Kartoffeln sowie der Ausbau nachhaltiger und effizienter Logistik sollen dabei thematisiert und bestmöglich geschlossen werden.

 

Verarbeitung und Aufbereitung

Sowohl die Redebeiträge bei der Auftaktveranstaltung der Öko-Modellregion Landkreis Göttingen, als auch die Stärken- und Schwächenanalyse zeigen, dass es besonderen Handlungsbedarf in der Verarbeitung und Aufbereitung von Getreide und Gemüse gibt.

Ziel ist es Verarbeitungsmöglichkeiten zu schaffen um z.B. Bio-Kartoffeln für die Außer-Haus-Verpflegung zu schälen. Ebenfalls sollen eine regionale Lagerung und Aufbereitung für Getreide verfolgt werden. Dazu steht die ÖMR Landkreis Göttingen im engen Austausch mit anderen Öko-Modellregionen.

Infobrief 12/2023 der Öko-Modellregion Landkreis Göttingen mit Jahresrückblick und Ausblick auf das Jahr 2024

Unsere Öko-Modellregion ist beim Landkreis im Referat 05 Nachhaltige Regionalentwicklung im Walkemühlenweg 10 in Göttingen angesiedelt und wird seit Februar 2023 von den Projektmanagerinnen Amelie Quarz und Sarah Liv Luttmann betreut. Ein Lenkungskreis aus verschiedenen Akteur:innen befindet sich im Aufbau.

Referat: Referat Nachhaltige Regionalentwicklung | Referat Nachhaltige Regionalentwicklung - Standort Göttingen

Walkemühlenweg 10
37073 Göttingen

Raum: 04

Referat: Referat Nachhaltige Regionalentwicklung | Referat Nachhaltige Regionalentwicklung - Standort Göttingen

Walkemühlenweg 10
37073 Göttingen

Raum: 04

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