Plastikfasten im Landkreis Göttingen 2023

„Clever verpacken – Lösungen gegen die Verpackungsflut“.                             

Im Rahmen der  Europäischen Woche der Abfallvermeidung verzichten wir daher im Landkreis Göttingen eine Woche auf Plastik und finden heraus, welche Rolle Plastik in unserem Leben spielt.

Gemeinsam soll das eigene Konsum- und Wegwerfverhalten reflektiert werden, um zu überlegen, wie ein plastikfrei(er)es Leben und die Vermeidung von Müll möglich sind. Jede*r kann mitmachen und einen Beitrag zum Umwelt- und Artenschutz leisten!

Nachhaltigkeit – was, wieso, warum?

Nachhaltigkeit bedeutet ein verantwortliches und bewusstes Handeln, das ökologische, soziale und wirtschaftliche Auswirkungen gleichberechtigt und langfristig einbezieht. Nachhaltigkeit erfasst alle Lebensbereiche und ist eine gesamtgesellschaftliche und internationale Aufgabe, der sich eine zukunftsfähige Gesellschaft stellen muss. Nachhaltigkeit im klassischen Sinne bedeutet mit begrenzten Ressourcen so zu haushalten, dass die Bedürfnisse der heutigen Generationen befriedigt werden, ohne zu Lasten zukünftiger Generationen und von Menschen anderer Regionen zu leben. (Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie )

Die UN-Nachhaltigkeitsziele

Die internationale Gemeinschaft hat sich 1992 zum ersten Mal auf der Weltkonferenz für Umwelt und Entwicklung zum Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung bekannt. Sozialen Ungleichheiten zwischen Entwicklungs- und Industrieländern sollten minimiert und die begrenzten natürlichen Ressourcen gesichert werden. Auf dem UN-Gipfel 2015 unterzeichneten alle UN-Mitgliedsstaaten die “2030-Agenda“ für eine nachhaltige Entwicklung im Rahmen von 17 globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung. Diese sogenannten „Sustainable Development Goals“ (SDGs) beinhalten unter anderem Armutsbekämpfung, Klimaschutz, Frieden und Gerechtigkeit. Die Bundesregierung orientiert sich an den 17 Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030 im Rahmen der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie, welche Generationengerechtigkeit, Lebensqualität, Sozialen Zusammenhalt und Internationale Verantwortung als wesentliche Leitlinien umfasst. (Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie )

Nachhaltigkeit im Landkreis Göttingen

Insbesondere Kommunen spielen für die Umsetzung der in der 2030-Agenda formulierten Nachhaltigkeitsziele eine besondere Rolle. Gemeinsam wollen Kommunen mit der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft für die globalen Nachhaltigkeitsziele Verantwortung übernehmen, um Gerechtigkeit durchzusetzen, das Klima zu schützen und einen fairen Welthandel zu etablieren. Auch der Landkreis Göttingen bekennt sich zur 2030-Agenda und deren Umsetzung und wird seiner globalen Verantwortung im Sinne der Nachhaltigkeit in verschiedenen Bereichen gerecht. Beispielsweise durch die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes, die Förderung nachhaltiger Mobilität und die Festigung kommunaler Partnerschaften. Der Landkreis Göttingen trägt seit 2013 den Titel “Fairtrade-Landkreis“ und setzt sich für den Ausbau des fairen Handels im Kreisgebiet ein. Auch die öffentliche Beschaffung des Landkreises soll vermehrt soziale und ökologische Kriterien bei der Vergabe einzelner Produkte berücksichtigen. Aktuell führt der Landkreis Göttingen mit der Partnerstadt San Juan Comalapa in Guatemala ein Abfallprojekt der Kompostierung von Marktabfällen im Rahmen des 17. Nachhaltigkeitsziels “Globale Partnerschaften“ durch.

Warum sollen wir auf Plastik verzichten?

Der Umgang mit Ressourcen im Sinne der Nachhaltigkeit steht in direktem Zusammenhang mit der Vermeidung von Abfällen. Der zunehmende weltweite Plastikkonsum ist ein enormes Problem für Umwelt, Tiere und Menschen. Eine besondere Gefährdung stellt der Plastikkonsum für die Ozeane dar. Laut NABU bestehen etwa 75 Prozent des gesamten Meeresmülls bereits aus Kunstoffen. Durch unseren Plastikkonsum sterben jährlich 135.000 Meeressäuger und eine Million Meeresvögel. 

Plastik ist überall - unsere Lebensmittel sind in Plastik verpackt, Plastik ist in unseren Textilien, in Hygieneartikeln und in unserem Wasch- und Putzmittel enthalten. In den letzten zwei Jahrzehnten haben sich die Kunststoffabfälle durch Verpackungen mehr als verdoppelt. Laut NABU haben wir 2019 in Deutschland 6,3 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle produziert. Pro Kopf sind das 76 kg Plastikabfall. Obwohl wir Plastik oft nur eine sehr kurze Zeit nutzen und es danach wegwerfen, werden nur circa 50 Prozent der Kunststoffverpackungen in Deutschland recycelt. Der Großteil wird verbrannt. Durch unseren Plastikkonsum gefährden wir nicht nur die Umwelt und unsere Gesundheit, sondern verschwenden Ressourcen und Energie.

Einstieg ins Plastikfasten

Für einen gelungenen Einstieg ins Plastikfasten werfen wir zunächst einige unserer Gewohnheiten über Bord und bewegen uns aus unserer Komfortzone heraus. Viele Produkte, die wir bereits jahrelang nutzen, werden wir durch plastikfreie Artikel und Hilfsmittel ersetzen. Plötzlich müssen wir mehr Zeit für Einkauf und Kochen einplanen und auf den Coffee-To-Go verzichten. Diese Woche lassen wir uns auf neue Rituale und Produkte ein, sind offen, probieren Neues aus, verzichten, lernen aber auch Neues kennen und vielleicht schätzen. Es lohnt sich - für die Umwelt und auch für uns!

Tipps, die motivieren und sich gerade zu Beginn einfach umsetzen lassen

  • Bestandsaufnahme: Wo verwende ich Plastik?
  • Einkaufszettel schreiben
  • Möglichkeiten für einen plastikfreien Einkauf herausfinden (Dorfläden, Märkte, verpackungsfreie Läden, etc.)
  • Einweg durch Mehrweg ersetzen: Stoffbeutel, Obst- und Gemüsenetze, Körbe und Rucksäcke zum Einkauf mitnehmen; wiederverwendbare Behälter nutzen: Gläser, Dosen, Brotboxen, Brotbeutel, Thermobecher verwenden und auf To-Go-Behältnisse verzichten

Der erste Schritt zum plastikfreien Einkauf ist der Einkaufszettel, um gezielter einzukaufen. Dafür möchten Sie sicher wissen, welche Lebensmittel überhaupt plastikfrei zu erwerben sind. Gehen Sie dafür in verschiedene Geschäfte und besuchen Sie Märkte. Es muss natürlich für jede*n individuell die richtige Einkaufsmöglichkeit gefunden werden. Klar ist, dass eine Familie mit drei Kindern andere Bedürfnisse hat als ein zwei-Personen Haushalt, oder beispielsweise eine Person mit Handicap.

Für einen ersten Überblick können Sie in einen Supermarkt in der Nähe gehen. Obst und Gemüse sind hier teilweise unverpackt erhältlich, welches in eigenen Obst- und Gemüsenetzen oder Jutetaschen transportiert werden kann. Gerade bei Obst und Gemüse gibt es oft die unverpackte (z.B. Tomaten, Äpfel, Gurke) oder die in Plastik eingeschweißte Variante (z.B. Salat, frische Pilze). Wenn Sie weiter ans Kühlregal gehen, stellen Sie fest, dass Fleisch und Käse sowie vegetarische oder vegane Alternativen leider nicht ohne Plastikverpackung zu finden sind. Lediglich an der Käse-/Fleischtheke sind die Produkte- jedenfalls theoretisch- plastikfrei eingepackt. Hygieneverschriften erschweren den Kauf von Käse, Antipasti und Fleisch in eigenen Behältnissen, Corona tut sein Übriges. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein unverpackter Weg über die Verkaufstheke. Joghurt und Milch können Sie im (Pfand-)Glas kaufen. Greifen Sie bei Brot zum eigenen Brotbeutel oder einer Jutetasche statt zur mit Plastik beschichteten Einwegtüte. Alternativ können Sie auch Ihr eigenes Brot backen.

Einiges an Gemüse und Obst ist im Glas erhältlich, anderes wird nur in Dosen verkauft. Dosen sind keine gute Alternative zu Plastik. Weder Nudeln, noch Reis oder Hülsenfrüchte können Sie ohne eine Plastikverpackung finden. Auch Süßigkeiten ohne Plastikverpackung sind in den wenigsten Supermärkten erhältlich. Einige Kekse haben eine Papierverpackung, sind aber innen zusätzlich in Plastik verpackt. Es wird fair produzierte Schokolade angeboten, die in Papier, aber auch in Alufolie verpackt ist. Eine Alternative wäre, heute Abend zu backen - Mehl, Zucker und Eier können Sie problemlos ohne Plastik erwerben. Marmelade und Honig, sowie weitere süße oder herzhafte, auch vegane oder vegetarische Aufstriche werden im Glas angeboten. Tee ist manchmal nur in Pappe verpackt, Kaffee allerdings im Einzelhandel oft in Plastik. Greifen Sie bei Getränken zu Pfand-Glasflaschen aus dem Getränkemarkt und freuen Sie sich auf das Leitungswasser zuhause.

Ihr zweiter Stopp könnte der Wochenmarkt sein. Je nach Ort/Stadt findet er an unterschiedlichen Wochentagen statt, man sollte sich also vorher informieren, um die Woche durchzuplanen. Auf Wochenmärkten gibt es viele unverpackte, regionale und saisonale Lebensmittel. Genau der richtige Ort also, um auf Plastik und zudem auf lange Transportwege zu verzichten. Mit Korb, Rucksack oder Jutetaschen gewappnet ist es einfach, Obst und Gemüse lose einzukaufen und in eigenen Taschen zu transportieren. Dazu werden Sie individuell bedient und können die Atmosphäre genießen. Joghurt, Honig und Marmelade gibt es im Glas. Bringt man sein eigenes Gefäß mit, ist es kein Problem, Käse, Fleisch, Fisch, Antipasti und Backwaren plastikfrei einzukaufen. Ein schneller und erfolgreicher plastikfreier Einkauf.

Ihr dritter Stopp könnte ein Laden sein, der unverpackte Produkte anbietet. Nehmen Sie sich verschiedene Gläser und Boxen von Zuhause mit, um hier unverpackte Lebensmittel einzukaufen. Das Sortiment reicht von Nudeln, Reis und Kaffee über Hülsenfrüchte, Schokolade, Müsli und vieles mehr. Hier finden Sie einiges, was im Supermarkt nur in Plastikverpackungen vorhanden war.

Auch in Bäckereien und Schlachtereien kann man fragen, ob die Ware im eigenen Gefäß/Beutel verpackt werden kann. Insbesondere Kuchen und Kekse vom Bäcker bilden eine gute Alternative zu den in Plastik eingepackten Keksen aus dem Supermarkt.  Für den Coffee-To-Go können Sie Ihren eigenen Thermobecher mitnehmen, oder sich alternativ einfach die Zeit für einen Coffee-To-Sit nehmen. Für Lieferdienste oder Essen zum Mitnehmen wird leider noch immer sehr viel Plastik verwendet, sodass Sie vielleicht Lust haben, diese Woche mehr selber zu kochen. Weitere alternative Einkaufsmöglichkeiten bieten Dorfläden und Produkte von örtlichen landwirtschaftlichen Betrieben und Höfen. Vor allem EierMilch und Käse können hier regional, artgerecht und unverpackt erworben werden. Auch Geschäfte, die Produkte aus fairem Handel anbieten, geben Konsument*innen meist die Möglichkeit, z.B. Kaffee lose zu kaufen.

Tagesfazit: Für Einkauf und Kochen benötigen Sie mehr Zeit. Auffällig sind diese Woche die bewusstere Ernährung und deutlich weniger produzierter Abfall. Einige frische, unverpackte Produkte sind etwas teurer, aber durch einen gezielten und bewussten Einkauf kann kein großer finanzieller Unterschied ausgemacht werden.

Lebensmittel-Tipps:

  • Mit Einkaufszettel/-liste einkaufen
  • Saisonale, regionale und fair gehandelte Produkte kaufen
  • Joghurt und Milch im Glas kaufen
  • Korb, Rucksack, Jutetasche, Obst Netz mitnehmen
  • Brot im mitgebrachten Beutel einkaufen oder selber backen
  • Eigene Dosen/Boxen für Käse und Fleisch
  • Eigenen Thermobecher für Coffee-To-Go mitnehmen
  • Einkauf auf dem Wochenmarkt
  • Verzicht auf Fertiggerichte
  • Leitungswasser trinken, Verzicht auf Plastikflaschen; alternativ Glasflaschen
  • Verzicht auf Kaffeekapseln
  • Anbau von eigenen Kräutern und eigenem Obst/Gemüse
  • Selbst und frisch kochen
  • Verzicht auf Küchen- und Backpapier und auf Küchenhelfer aus Plastik (Spülbürsten, Geschirrtücher, waschbare Putzlappen)
  • Richtige Entsorgung, Mülltrennung, Eigenkompostierung, wenn möglich

Bei Kunststoff denken wir an große Plastikteile und Verpackungen, aber hierzu gehört auch Mikroplastik. Mikroplastik sind synthetische Kunststoffe, die kleiner als 5 mm und nicht biologisch abbaubar sind. In Deutschlang gelangen jährlich durch Kosmetik circa 922 Tonnen Mikroplastik ins Abwasser. Mikroplastik kann von Kläranlagen nicht vollständig gefiltert werden und wird über Klärschlamm in der Landwirtschaft genutzt und gelangt so wieder in die Umwelt und in unsere Lebensmittel. Ein Teil des Mikroplastiks gelangt später in unsere Seen und Meere, wo es sich über Jahrzehnte ansammelt und eine Bedrohung für die Tier- und Pflanzenwelt darstellt. In Deutschland werden jährlich mehr als 900 Tonnen Mikroplastik in Kosmetikprodukten als Füllstoff, Trübungsmittel, Filmbildner und Reibkörper eingesetzt.

Deshalb ist es wichtig, beim Kauf von Kosmetik-Artikeln darauf zu achten, dass sie keine Mikroplastik-Bestandteile enthalten. Diese findet man durch die Kennzeichnungen Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyamid (PA) und Polyethylenterephtalat (PET). Werfen Sie einen Blick in Ihr Badezimmer, um erst einmal herauszufinden, welche Hygieneartikel in Plastik verpackt sind. Ihnen wird wahrscheinlich auffallen, dass nahezu alle Badartikel in Plastik verpackt sind und zusätzlich Mikroplastik enthalten! Von der Tagescreme über Make-up, Zahnpasta und Haarpflegeprodukte ist alles in Plastik verpackt. Vielleicht besitzen Sie aber bereits Seife, Shampoo und Deo im Stück, also plastikfrei, und eventuell eine Zahnbürste aus Bambus und plastikfreie Wattestäbchen, die in vielen Läden erhältlich sind. Und dennoch stehen die meisten Hygieneartikel in Form von Plastikflaschen mit Produktkennzeichnungen von Mikroplastik in Ihrem Badezimmerschrank. Das können Sie jetzt ändern!

Ihr erster Anlauf könnte ein Einzelhändler sein, der unverpackte Produkte anbietet. Hier gibt es verschiedene Seifen, Deo und Shampoo im Stück und sogar Body Lotion und Cremes im Pfand-Glas (einige sind zusätzlich fair produziert und gehandelt). Neben den Bambus-Zahnbürsten stehen die plastikfreien Zahnputztabletten, die man sich in das eigene Behältnis abfüllen kann. Auch Wattestäbchen aus Papier und Wolle und waschbare Wattepads sind hier zu finden. In einigen Läden wird auch Toilettenpapier ohne Plastikverpackung angeboten. Für den Abwasch können Sie sich beispielsweise eine Holz-Spülbürste und Spülmittel in fester Form mitnehmen. Alternativ kann man Spülmittel (und andere Reinigungsmittel) auch selbst herstellen. Im Internet gibt es viele hilfreiche Rezepte.

Auch wenn Sie bereits einiges gefunden haben, könnten Sie in die nächste Drogerie gehen, um nach weiteren plastikfreien Alternativen zu suchen. Hier finden Sie zum Beispiel eine Haarbürste aus Holz und ebenfalls Bambuszahnbürstenplastikfreie Wattestäbchen und Shampoo, Conditioner, RasierschaumWaschlotion und Seife im Stück. Auch Haaröl ist plastikfrei zu erwerben. Taschentücher in einer großen Papierbox finde Sie hier ebenfalls. Die Auswahl an plastikfreien Gesichtscremes ist eher gering, aber in Apotheken oder Reformhäusern werden auch einige Naturkosmetikprodukte angeboten, die teilweise plastikfrei verpackt sind. Plastikfreie Alternativen für Make-upRasierer und weitere Produkte finden Sie gegebenenfalls online.

Tagesfazit: Es gibt einige plastikfreie Alternativen für das Bad und bereits viele verschiedene Geschäfte bieten Kosmetik und Hygieneartikel ohne Plastikverpackungen an, die preislich keinen großen Unterschied zu herkömmlichen Artikeln ausmachen. Zudem halten Shampoo, Seife und Deo im Stück wesentlich länger und verbrauchen weniger Platz. Erschreckend ist, wie viele Kosmetika Mikroplastik enthalten.

 

Hygieneartikel-Tipps:

  • Seife, Shampoo und Deo am Stück/in fester Form ohne Plastikverpackung
  • Holz-/Metallrasierer, Rasiermesser aus Edelstahl
  • Waschbare Abschminkpads aus Stoff
  • Holzzahnbürste mit Naturborsten und Zahnputztabletten
  • Haarbürste ohne Plastik
  • Plastikfreie Wattestäbchen aus Papier und Baumwolle
  • Verzicht auf Kosmetik-Artikel mit den Mikroplastik-Bestandteilen Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyamid (PA) und Polyethylenterephtalat (PET)
  • Do it yourself: Zahnpaste, Deo, Abschminkpads, Shampoo, Creme
  • Papiertaschentücher, Toilettenpapier aus 100 Prozent Recyclingpapier

Fast Fashion, also Kleidung, die sehr günstig hergestellt und verkauft wird, um häufiger neue Kleidung kaufen zu können, beutet Produzent*innen in Entwicklungsländern aus und belastet die Umwelt durch Rohstoffabbau, Wasserverbrauch und Co2-Ausstoß. Der schnelle Konsum der Mode führt dazu, sodass Kleidungsstücke oft nur kurz getragen und dann entsorgt werden. Meist ist die Produktion der Mode so günstig, dass sich der Weiterverkauf nicht lohnt und sie direkt im Müll landet.
Plastikabfälle fallen in der Wertschöpfungskette von Textilien durch Verpackung in Form von Einwegfolien zum Schutz der Kleidung auf den langen Transportwegen an. Dieser Plastikmüll ist für die Käufer*innen nicht sichtbar, da die für den Transport genutzten Plastikverpackungen entfernt werden bevor sie im Geschäft zum Verkauf stehen. Bereits während der Produktion selbst fällt viel Verpackungsmüll an, beispielsweise bei der Anlieferung von Rohstoffen (Stoffe) und bei den verschiedenen Schritten entlang der Lieferkette werden die Textilien ausgepackt, aufbereitet und neu verpackt.

Die Ware selbst verursacht ebenfalls viel Plastikmüll. Vor allem Textilien, die aus Chemiefasern wie Polyester, Polyamid oder Polyacryl hergestellt wurden, verlieren besonders viele Kunststofffasern bei jedem Waschgang, die ins Abwasser abgegeben werden und somit in die Umwelt gelangen. Konsument*innen können die Umweltbelastung durch Plastik reduzieren, indem sie Kleidung aus Naturfasern oder Naturfaser-Mischgewebe bevorzugen und auf Weichspüler verzichten. Das Verwenden von Weichspüler erhöht die Menge an Fasern, die in das Wasser abgegeben werden. Zudem belastet Weichspüler die Umwelt zusätzlich durch Plastikverpackung und Duftstoffe, die in Gewässer gelangen. (https://www.umweltberatung.at/mikroplastik_textilien)

Laut NABU gelangen in Deutschland gelangen pro Jahr über 600.000 Tonnen Waschmittel und 250.000 Tonnen Weichspüler ins Abwasser. Mikroplastikpartikel sind nicht nur in Kosmetikprodukten, sondern auch in Waschmitteln enthalten. Waschmitteln werden Kunststoffe wie Polystyrol, Polyacrylate, Polyurethane und Polyethylene zugefügt, die beispielsweise dazu dienen, Verfärbungen vorzubeugen und Grauschleier zu beseitigen. Problematisch sind auch Duftstoffe, die häufig giftig und schwer abbaubar sind und eine Bedrohung für Umwelt und Tiere darstellen. Bei Waschmittel müssen, im Gegensatz zu Kosmetik, nicht alle Inhaltsstoffe direkt gekennzeichnet werden, sondern werden nur in einem Online-Datenblatt ausgewiesen. Die mangelnde Kennzeichnungspflicht erschwert es uns, Mikroplastik in Waschmittel zu erkennen und zu vermeiden.

Deshalb könnten Sie sich dazu entschieden, Ihren Kleiderschrank zu durchstöbern und vorhandene Kleidungsstücke zu reparieren. Diese Alternative heißt Upcycling. Kleider werden in Einzelteile zerlegt und zu neuen Designs zusammengesetzt. Das könnten Sie ausprobieren! Sicher haben Sie, wie viele andere auch, mehr Kleidungsstücke, als Sie tatsächlich benötigen. Aber was können Sie mit der Kleidung machen, die Ihnen nicht mehr passt oder gefällt? Sie haben verschiedene Möglichkeiten: In Second-Hand-Läden oder bei Kleidertausch-Börsen können Sie Kleidungsstücke verkaufen und mit anderen tauschen. Es gibt Online-Tauschbörsen und Apps. Oder Sie verkaufen, verschenken oder tauschen Ihre Textilien privat. Für besondere Anlässe können Sie sich Kleidung leihen – das spart nicht nur Platz im Geldbeutel, sondern auch im Kleiderschrank.

Der Altkleidercontainer ist die letzte Alternative zur Entsorgung. Selten kommt diese Kleidung bei Menschen an, die diese tatsächlich benötigen. Meist wird die Kleidung in andere Länder weiterverkauft und führt dort zum Verlust von Arbeitsplätzen in der lokalen Textilindustrie. Deshalb ist es besser, gut erhaltene Kleidungsstücke an Gemeinwohlinitiativen direkt abzugeben, meist wird auf den Homepages genau angegeben, welche Textilien benötigt werden.

Tagesfazit: Ein nachhaltiger Lebensstil ist auch beim Konsum und im Umgang mit Textilien sinnvoll, um die Plastikverschmutzung einzudämmen und möglichst schonend hergestellte, langlebige und recycelbare Materialien zu kaufen, welche die Einhaltung von Arbeits- und Menschenrechten in den Herstellungsländern garantieren. Vielleicht achten Sie nun verstärkt darauf, Textilien zu kaufen, die möglichst wenig Polyester enthalten, fair und ökologisch produziert wurden und eventuell werden Sie zukünftig verstärkt in Second-Hand Läden einkaufen. (https://www.bmu.de/themen/nachhaltigkeit-digitalisierung/konsum-und-produkte/produktbereiche/mode-und-textilien)

Tipps, Plastik in Waschmitteln zu vermeiden

  • Inhaltsstoffe prüfen, die auf einem Online-Datenblatt zu finden sind. Die Webseite sollte auf dem Produkt angegeben sein. Kunststoffe sind häufig durch Poly- oder –Polymer erkennbar
  • Kauf von möglichst umweltfreundlichem Waschmittel mit Gütesiegeln
  • Beim Waschen Baukastensysteme mit Basiswaschmittel, Bleichmittel und Enthärter bevorzugen
  • Vermeiden von Flüssigwaschmittel und Weichspüler
  • Bei kleinen Flecken von Hand waschen (z.B. mit Kernseife)

Tipps: Textilien

  • Weniger und bei niedrigeren Temperaturen waschen und weniger schleudern
  • Kleidung in Second-Hand-Läden kaufen
  • Tauschbörsen & Tauschparties
  • Weniger kaufen
  • Plastikfreies Waschmittel (in Pulverform) kaufen und auf Weichspüler verzichten
  • Textilien ändern, reparieren, verkaufen, verschenken, leihen
  • Auf nachhaltige Verpackung/keine Verpackung achten
  • Produktketten vor dem Einkauf prüfen (CodeCheck App), um Mikroplastik und andere umweltschädliche Inhaltsstoffe zu vermeiden
  • Möglichst regionale Kleidung (Leinen, Hanf, Wolle) kaufen
  • Beim Kauf von Textilien auf Siegel, die Umwelt- und Sozialstandards garantieren, achten

Wie wir bereits zu Beginn des Plastikfastens erfahren haben, muss Nachhaltigkeit (SDG 12- Nachhaltiger Konsum und Produktion) ganzheitlich betrachtet werden. Es müssen neben den wirtschaftlichen, vor allem die sozialen und ökologischen Aspekte berücksichtigt werden, um eine nachhaltige Wirtschafts- und Lebensweise zu gestalten. Die plastikfreie Woche zeigt, welchen Einfluss unsere Konsumgewohnheiten haben. Sowohl die Herstellung und der Handel von Produkten, als auch deren Nutzung und Entsorgung haben einen erheblichen Einfluss auf den Ressourcenverbrauch, die Umwelt und die soziale Situation von Menschen. Wir stellen fest, dass Nachhaltigkeit viele verschiedene Fassetten hat. Die Reduzierung von Plastik zeigt uns, dass Plastikfasten Hand in Hand mit fair gehandelten und regional produzierten Produkten gehen kann und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Abfallvermeidung leistet. Die plastikfreie Woche macht deutlich, dass wir als Konsumentinnen und Konsumenten Einfluss nehmen können. Denn nachhaltiges Leben zeigt sich in unserem Lebensstil dadurch, was und wie wir einkaufen, essen, uns fortbewegen oder unsere Freizeit gestalten. Jede*r muss selbst entscheiden, welche Aspekte von Nachhaltigkeit und welche Tipps zur Plastikvermeidung umgesetzt und in den Alltag integriert werden. Einige Dinge fallen leichter, auf andere wollen wir nicht verzichten. Aber indem wir uns bewusstmachen, welche Auswirkungen unser Handeln hat und indem wir an Aktionen wie dem Plastikfasten teilnehmen, beschäftigen wir uns bereits reflektiert mit dem Thema Nachhaltigkeit und gehen einen Schritt in die richtige Richtung.

Weitere Tipps gibt es auch in der Broschüre, die Sie gerne bei uns bestellen können:

Fachbereich Umwelt

Abfallwirtschaft Göttingen
Telefon: 0551 525-2473
abfallberatung-goe@landkreisgoettingen.de

Abfallwirtschaft Osterode am Harz
Telefon: 05522 960-4777
Abfallberatung-oha@landkreisgoettingen.de

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