Familienhilfe: Lehrfrühförderstelle unterstützt Inklusive Frühförderung im Landkreis Göttingen

Mit der „Inklusive Frühförderung“ setzt der Landkreis Göttingen auf Prävention und niedrigschwellige Angebote. Jetzt wird das Konzept weiter ausgebaut: Stiftungsgelder und Projektmittel ermöglichen zusätzliche personelle Unterstützung durch die Lehrfrühförderstelle der Hochschule Nordhausen.

Der Landkreis Göttingen setzt mit dem Konzept „Inklusive Frühförderung“ auf ein präventives Modell, das Familien frühzeitig unterstützt. Bereits seit 2021 wird das von Prof. Dr. Armin Sohns, Hochschule Nordhausen, entwickelte Konzept umgesetzt. Ziel ist es, Familien niedrigschwellig Hilfe zu bieten, Entwicklungsprobleme bei Kindern frühzeitig zu erkennen und späteren hohen Kosten durch Eingliederungshilfen entgegenzuwirken.

Besonderheit des Modells ist der komplette Verzicht auf komplizierte Antrags- und Genehmigungsverfahren. Eltern können sich direkt an die Frühförderstellen wenden, in denen Fachpersonen passgenaue Unterstützung bieten. Dabei arbeiten die Fachkräfte mit einem Netzwerk aus Kindertagesstätten, Kinderärzt*innen und weiteren Einrichtungen eng zusammen, um eine abgestimmte Förderung zu gewährleisten. Erste Ergebnisse aus der Frühförderstelle in Herzberg zeigen, dass sowohl die Früherkennung als auch die Zusammenarbeit der Fachkräfte deutlich verbessert wurden. Das Konzept wird seit 2023 auch in den Frühförderstellen in Duderstadt und Hann. Münden umgesetzt, in enger Kooperation mit den beiden Trägern DRK und Caritas.

Verstärkung durch die Lehrfrühförderstelle

Zusätzliche Unterstützung erhält das Projekt durch die Lehrfrühförderstelle, die Prof. Dr. Armin Sohns an der Hochschule Nordhausen eingerichtet hat. Diese ermöglicht es Studierenden, praktische Erfahrungen zu sammeln und dabei durch Lehrpersonal eng begleitet zu werden. Seit Januar 2025 sind insgesamt acht Studentinnen in der Frühförderstelle und der wissenschaftlichen Begleitung tätig. Dies wurde durch die Unterstützung der Stiftung Hellibor und Projektmittel des Landkreises ermöglicht. Die Stiftung finanziert vier Stipendien bis 2026, während vier weitere Studentinnen als Hilfskräfte beschäftigt sind.

Positive Rückmeldungen aus der Praxis

Kreisrat Conrad Finger sieht das Konzept als Erfolg: „Sowohl in den Sozialräumen als auch bei uns im Kreishaus ist die Zusammenarbeit zwischen den Institutionen und Abteilungen enger geworden. Wir sind sicher, dass das auch den Familien zu Gute kommt.“ Auch Prof. Dr. Armin Sohns hebt hervor, dass der Abbau von Bürokratie eine erhebliche Erleichterung für Familien darstellt. Kreisrat Conrad Finger ergänzt: „Der Landkreis Göttingen wendet jährlich fast 100 Millionen Euro für Eingliederungshilfen auf. Bei einem Etat dieser Größenordnung ist es sinnhaft, nicht nur mit Blick auf das Kindeswohl, sondern auch unter ökonomischen Gesichtspunkten auf Prävention zu setzen.“

Unterstützung durch Stiftung Hellibor

Die Vorsitzende des Stiftungsrates, Dr. Anita Garbin, ist von dem Projekt überzeugt. Sie war selbst Ärztin in zwei Gesundheitsämtern, darunter einem in einem sozialen Brennpunkt. „Professor Sohns stellte das Konzept im Rahmen eines Kongresses vor. Es überzeugte mich insbesondere wegen des niedrigschwelligen Zugangs zu individueller Hilfe für die Eltern als auch der frühen und gezielten Zusammenarbeit von Eltern, Frühförderstellen, Kindertagesbetreuung und der behandelnden Ärzte. Deshalb habe ich Professor Sohns angeschrieben und Unterstützung durch meine Stiftung angeboten“, sagt Dr. Anita Garbin. Die Stiftung finanziert die Stipendien und trägt so zur praktischen Umsetzung bei.

Ziel: Mehr Teilhabe und Prävention

Mit der „Inklusiven Frühförderung“ will der Landkreis Göttingen mehr Familien frühzeitig erreichen und niedrigschwellige Hilfen anbieten. Das Konzept setzt auf präventive Maßnahmen, die langwierige und kostenintensive Eingriffe später vermeiden sollen. Erste Ergebnisse zeigen, dass Kinder stärker am sozialen Leben teilhaben und Eltern im Umgang mit der Entwicklung ihrer Kinder mehr Sicherheit gewinnen. Der Abbau von Bürokratie erleichtert dabei den Zugang zu den Angeboten erheblich.

Pressemitteilung