Partnerschaft mit Guatemala
Partnerschaft mit San Juan Comalapa, Guatemala
Der Landkreis Göttingen hat bereits seit 1998 Kontakte nach San Juan Comalapa in Guatemala. Entstanden sind diese über den Göttinger Verein zur Förderung der Mujeres Mayas (VMM). Der VMM unterstützt verarmte Teile der Bevölkerung Guatemalas, v.a. marginalisierte und meist indigene Landbewohner*innen. Der Verein leistet Hilfe im humanitären, sozialen und kulturellen Bereich und arbeitet mit guatemaltekischen Organisationen, der Deutschen und Guatemaltekischen Botschaft und dem Landkreis Göttingen zusammen.
Im Jahr 2013 schlossen der Landkreis Göttingen und die Stadt San Juan Comalapa eine offizielle Partnerschaft. Mit der 2017 geschaffenen Koordinationsstelle kommunaler Entwicklungspolitik konnte die Partnerschaft intensiviert werden, sodass 2018 eine Delegation der Stadtverwaltung Comalapas in Göttingen zu Besuch war. Gemeinsam einigte man sich auf eine Kooperation im Bereich Abfallentsorgung. Mithilfe der Schaffung eines Runden Tisches Abfallwirtschaft in San Juan Comalapa und pandemiebedingter virtueller Fachkonferenzen zwischen Expert*innen der Abfallwirtschaft, Kreistagsabgeordneten und Mitarbeitenden des Landkreises Göttingen und zivilgesellschaftlichen Initiativen, Stadträten und Mitarbeitenden der Stadtverwaltung San Juan Comalapas. Gemeinsam wurde das Projekt „Kompostierung von Marktabfällen“ vorbereitet. 2021 übernahm die neue Koordinatorin kommunaler Entwicklungspolitik beim Landkreis Göttingen die partnerschaftliche Zusammenarbeit. Im Dezember 2021 finanzierte der Landkreis Göttingen die für die Projektumsetzung notwendigen Maschinen in San Juan Comalapa, sodass das Projekt im Oktober 2022 startete. Ende März 2023 fand die erste Delegationsreise nach San Juan Comalapa statt. Eine zehnköpfige Delegation bestehend aus Erster Kreisrätin, stellvertretender Landrätin, Koordinatorin kommunaler Entwicklungspolitik sowie Kreistagsabgeordneten, zivilgesellschaftlichen Mitgliedern und Mitarbeitenden des Fachdienstes Abfall des Landkreises reiste eine Woche nach San Juan Comalapa. Ziel dieser Delegationsreise war das persönliche Kennenlernen, die Besichtigung der neuen Kompostierungsanlage und die Weiterentwicklung des Abfallprojektes.
Projekt „Kompostierung von Marktabfällen“ in San Juan Comalapa
In San Juan Comalapa existiert bisher kein funktionierendes System der Mülltrennung. Die Stadtverwaltung hat bereits Mechanismen der Abholung eingeführt, um Verbrennungen in Haushalten sowie die direkte Deponierung in Flüssen oder an illegalen Orten zu verhindern. Mehr als 50 % der Abfälle in San Juan Comalapa sind pflanzlichen Ursprungs. Jedoch wurden diese bis Projektstart mit den anderen Materialien zusammen auf einer Deponie entsorgt und kontaminierten die umliegenden Gewässer und Böden. Aus diesem Grund haben Vertreter*innen aus Verwaltung und Politik beider Kommunen beschlossen, gemeinsam ein Projekt zur Kompostierung von Marktabfällen in San Juan Comalapa zu initiieren.
Das gemeinsam von der Stadt San Juan Comalapa und dem Landkreis Göttingen durchgeführte Projekt „Kompostierung von Marktabfällen“ verfolgt das Ziel, die organische Abfälle, die auf dem Markt anfallen, von anderen Abfällen zu trennen und auf einem separaten Gelände zu kompostieren. Für den Projektstart finanzierte der Landkreis Göttingen ein Transportfahrzeug und einen Häcksler. Die Mittel dazu stellte der Kreistag bereit, sodass im Oktober 2022 mit der Kompostierung begonnen werden konnte. Dadurch kann die Umweltverschmutzung reduziert und der Kompost für die Landwirtschaft als Dünger genutzt werden. In einer Schule in San Juan Comalapa werden Jugendliche mithilfe eines Kompostierungsprojektes für Umweltbildung und Mülltrennung sensibilisiert. An diese Initiativen soll das Abfallprojekt anknüpfen.
Die Partnerstadt San Juan Comalapa in Guatemala
Die Gemeinde-Hauptstadt San Juan Comalapa gehört zu dem Bezirk Chimaltenango und liegt auf einer Höhe von 2.150 Metern in einer Entfernung von 83 Kilometern zu Guatemala-Stadt. Die Gemeinde San Juan Comalapa besteht aus einer Kernstadt, aus zwölf Dörfern und zehn Weilern. Von den 46.429 Einwohner*innen Comalapas sind 96,5 % indigener Abstammung (hauptsächlich Kaqchikel Maya).
Der Bildungsstand unter der Bevölkerung im Schulalter ist defizitär, da die meisten Kinder lediglich zur Grundschule gehen, weil weiterführende Schulen für Kinder aus ländlichen Regionen oft zu weit entfernt sind und sie den Eltern in der Landwirtschaft helfen müssen. Der bedeutendste Wirtschafts- und Versorgungsfaktor ist die Landwirtschaft. Viele Frauen weben ihre eigene Kleidung, stellen Kunsthandwerk her und vertreiben ihre Produkte auf den Märkten. Der Großteil der Bevölkerung erzielt Einkünfte unterhalb des Existenzminimums.
In San Juan Comalapa befindet sich das längste Wandgemälde Guatemalas, welches die Geschichte der Stadt von der präkolumbianischen Zeit über die Kolonisierung, den guatemaltekischen Bürgerkrieg bis in die Gegenwart darstellt. San Juan Comalapa wird manchmal als das "Florenz Amerikas" bezeichnet, weil hier viele Kaqchikel-Maler*innen leben. Einer der bedeutendsten indigenen Maler Guatemalas, Andrés Curruchich (1891-1969), malte Szenen des täglichen Lebens und die Traditionen der indigenen Bevölkerung und wurde mit seiner Öl-Malerei international bekannt. Heute gibt es in San Juan Comalapa etwa 500 Maler*innen, von denen die meisten noch die Techniken von Curruchich anwenden, darunter der bekannte Maler Oscar Perén.
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