Am 9. November 1938 brannten in Deutschland Synagogen, wurden jüdische Häuser und Geschäfte zerstört, Jüdinnen und Juden überfallen, misshandelt und ermordet. Heute, 85 Jahre nach den Novemberpogromen, nehmen antisemitische Übergriffe und Anschläge in Deutschland deutlich zu.
„Nicht erst seit dem Angriff der militant-islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 werden jüdische Menschen und Einrichtungen hierzulande immer wieder das Ziel von Hass und Gewalt. Der 9. November steht als Symbol dafür, dass man sich für Freiheit und Demokratie einsetzen muss und dass Hass und Hetze ins Verderben führen“ sagt Landrat Marcel Riethig in einer Stellungnahme. Der 9. November gelte als „Schicksalstag“ der Deutschen. „Aber es geht nicht um Schicksal, um eine höhere Macht, die das Leben der Menschen bestimmt und lenkt. Wir alle können und müssen uns aktiv für ein demokratisches und friedliches Zusammenleben ohne Antisemitismus und Rassismus einsetzen. Jede und jeder ist gefordert, seinen Beitrag zu leisten und sich gegen jede Form von Diskriminierung und Unterdrückung zu stellen. In unserem Landkreis dürfen wir Hass, Hetze und Antisemitismus nicht tolerieren“, mahnt Riethig.
Gedenkveranstaltung Konzentrationsaußenlager Nüxei
Conrad Rudolf Finger, Kultur- und Schuldezernent des Landkreises Göttingen, spricht am Donnerstag, 9. November 2023, anlässlich der Eröffnung eines Informationspavillons auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationsaußenlagers Nüxei. Die vom Förderverein Deutsches Gipsmuseum und Karstwanderweg initiierte und organisierte Veranstaltung findet von 14:00 bis 16:00 Uhr in der Nüxeiere Straße, 37441 Bad Sachsa-Nüxei statt.
Das Außenlager Nüxei der III. SS-Baubrigade wurde im Mai 1944 mit etwa 300 Häftlingen gegründet, die für Gleis-, Rodungs- und Erdarbeiten eingesetzt wurden. Es unterstand bis Ende Oktober 1944 dem KZ Buchenwald, danach dem KZ Mittelbau. Anfang April 1945 wurden die Häftlinge auf Todesmärsche getrieben, viele von ihnen wurden beim Massaker in der Isenschnibber Feldscheune ermordet. Die Baracken wurden nach Kriegsende abgeräumt, das ehemalige Lagergelände ist heute eine Grasfläche. Der dort mittlerweile eingerichtete Gedenkort mit Infotafel und einem Gedenkstein wird nun um einen Pavillon ergänzt. Der Landkreis Göttingen unterstützt das Projekt.
Schulprojekt „Judentum live erleben“
Für das laufende Schuljahr bietet der Landkreis Göttingen weiterhin in Kooperation mit den
Lea Fleischmann-Bildungsprojekten weiterführenden Schulen das Schulprojekt „Judentum live erleben“ an. Schülerinnen und Schüler ab Jahrgangsstufe 5 nehmen dabei an einer Live-Schaltung mit dem jüdischen Referenten Arie Rosen aus Jerusalem teil, der ihnen jüdische Traditionen näherbringt. Es besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen und mit dem Referenten ins Gespräch zu kommen, so dass Vorurteile und Stereotype abgebaut werden können. „In weiten Teilen der Gesellschaft ist eine Zunahme von rechtsradikalen Kräften zu beobachten, die auch an Schulen aktiv sind. Schulprojekten, die der Aufklärung und Toleranz dienen, kommen daher eine wichtige gesellschaftspolitische Bedeutung zu“, erläutert der Schuldezernent des Landkreises Göttingen, Conrad Rudolf Finger.
Ausstellung: Schicksal einer jüdischen Familie in Duderstadt
Die Partnerschaft für Demokratie (PfD) im Landkreis Göttingen, die durch den Landkreis Göttingen und die Bildungsgenossenschaft Südniedersachsen eG (BIGS) getragen wird, fördert die Ausstellung „Das Leben der Familie Ballin in Duderstadt, Nordhausen und Israel“, die am Donnerstag, 9. November 2023, um 17:00 Uhr im Historischen Rathaus Duderstadt, Marktstraße 66, eröffnet. Im Mittelpunkt der bildlastigen Schau steht die Familie Ballin, die seit dem 19. Jahrhundert in Duderstadt lebte und während der Nazizeit verfolgt wurde. Einige Familienmitglieder konnten sich retten, nicht alle haben den Terror überlebt. Die Ausstellung ist bis Sonntag, 19. November, geöffnet.